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Artikel aus der Neuen Westfälische: Freude über gelungenen Jungfernflug

Pascal (v.l.), Malte, Projektleiter Tobias Enke und Yascha sind dabei, als Deniz das restaurierte Segelflug mit alkoholfreiem Sekt tauft. | © Sibylle Kemna

 

Schüler haben mit Tobias Enke in mehreren hundert Stunden Arbeit ein 56 Jahre altes Segelflugzeug aus Holz wieder flugtüchtig gemacht.

Sibylle Kemna
31.08.2020 | Stand 31.08.2020, 18:27 Uhr 

Oerlinghausen. Die vier Jugendlichen sind überwältigt. „Boah, das geht jetzt echt in die Luft!“, sagt einer. Für sie erfüllte sich auf dem Segelflugplatz Oerlinghausen ein kleiner Traum. Nach monatelanger Restaurierung eines alten Holzsegelflugzeugs schauten sie nicht nur zu, wie es seinen ersten Flug machte. Zwei Jugendliche durften danach sogar selbst fliegen und waren begeistert.

Der Oldtimer ist 54 Jahre alt, Baujahr 1966. „Ein Jahr älter als ich“, sagt der Leopoldshöher Tobias Enke. Der Fluglehrer hatte Anfang vergangenen Jahres für 800 Euro eine Schleicher Ka6 bei Ebay gekauft – als Bruch. „Der hatte wohl mal eine harte Landung“, vermutet Enke angesichts der gebrochenen Endleisten in den Flügeln. Er hat an der Schule seines Sohnes, der Waldorfschule Bielefeld, vor drei Jahren eine Schülerfluggemeinschaft gegründet, der sieben Schüler angehören, und wollte ihnen nun mehr beibringen als das Fliegen.

„Durch das Restaurieren haben wir alte Techniken des Flugzeugbaus kennengelernt, wie das Schäften, das war absolut interessant“, erklärt Deniz (17). Dabei wird Sperrholz angeschliffen und passend übereinander geleimt. Der ganze „Vogel“ musste überholt werden, auch die Instrumente. So haben die jungen Leute der Fluggemeinschaft, zu denen drei weitere Schüler gehören, das Flugzeug in allen seinen Teilen und Funktionen kennengelernt und restauriert.

Mehrere hundert Stunden Zeit gingen in die Wiederherstellung des des Einsitzers, der zu seiner Zeit ein Hochleistungssegelflugzeug war. „Die Jungen waren sehr engagiert und sind zum Teil schon morgens um sieben mit dem Bus angereist“, berichtet Tobias Enke. Vereinsmitglieder der Luftsportgemeinschaft Beckum – Oelde – Ahlen (LSG BOA), der Enke angehört, spendeten Geld für ein neues Funkgerät und eine neue Schleppkupplung.

Flugzeug wird auf Erika getauft

Nachdem das Flugzeug von einem Prüfer als lufttüchtig abgenommen wurde, war es am Samstagmittag soweit: Der Jungfernflug konnte stattfinden. Mit ein paar Tropfen alkoholfreiem Sekt wurde „Erika“ getauft – nach dem Namen der rosa Farbe, die die Nase des Oldtimers, sowie die Flügelenden und das Seitenleitwerk hinten ziert. „Ich find das Rosa gut, das hat kein anderer“, sagt Pascal (17), der wie die anderen „süchtig nach Fliegen“ ist.

Gespannt beobachteten die vier Jungen den Kontrollflug von Enke, auf dem dieser alles überprüfte. „Das Flugzeug fliegt perfekt“, berichtete er strahlend. Dann durften Deniz und Malte (17) ein paar Flüge machen und waren begeistert. Pascal und Yascha (17) schauten von unten zu – sie haben noch nicht ihren Luftfahrerschein, dürfen aber im Rahmen der Ausbildung auch schon alleine fliegen – vom Boden aus begleitet von einem Fluglehrer mit Funkgerät. Sobald „Erika“ offiziell als Schulflugzeug angemeldet ist, können auch sie damit fliegen.

Die Arbeit hat sich gelohnt. „Jetzt brauchen wir nicht mehr die 15 Euro in der Stunde für ein Vereinsflugzeug zahlen, sondern nur noch sechs für Start und Landung“, sagt Malte. Im Winter sollen die Tragflächen komplett neu bespannt werden. „Darauf freue ich mich schon, das ist interessant und lehrreich“, ergänzt Deniz.

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